Offener Unterricht
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    Wieviel Struktur braucht das Kind?



    Immer wieder wird von Lehrern vorgetragen: 'Meine Kinder brauchen aber ganz viel Struktur. Ohne die geht gar nix!'

    Es ist die Frage, wer die Struktur braucht - der Lehrer oder das 'Kind?

    Die gängige Erfahrung scheint zu belegen: Wenn ein Kind aussortiert wurde und nun bei den 'Lernschwachen' gelandet ist, dann muss man ihm erst einmal Erfolgserlebnisse vermitteln. Guck doch mal, Du kannst es ja doch!

    Genau darin liegt ja die Tätigkeit des Lehrers, mit viel Geduld und Zeit mit dem Kind zusammen kleinste Lernhäppchen durchzuarbeiten um hinterher einen Erfolg feststellen zu können, der dem Kind wieder Selbstvertrauen einflößt: Ich bin ja doch nicht ganz doof!

    So wichtig dieses Selbstvertrauen ist, es wird aber von außen aufgebaut. Klar, es ist ja auch von da zerstört worden. Es ist fraglich, ob dieses Selbstvertrauen wirklich durch den Lehrer gewissermaßen Baustein für Baustein aufgebaut werden kann.

    Humanistisch orientierte Therapeuten würden das ganz klar ablehnen. Wirkliches Selbstvertrauen kann nur von innen her wachsen.

    Verhaltenstherapeuten verweisen dagegen mit Recht auf ihre Erfolge - nur beim genauen Hinsehen funktioniert verhaltenstherapeutische Arbeit doch etwas anders als Lehrerhandeln. Lehrer sind keine Therapeuten! Und daher muss rein fachlich bezweifelt werden, ob eine einfache Übernahme therapeutischer Ansätze auch tatsächlich therapeutische Erfolge zeitigt.

    Auch der Unterricht in einer Fördergruppe unterscheidet sich grundlegend von therapeutischer Arbeit - selbst dann, wenn viel therapeutisches in den Unterricht einfließt.

    Ohne jetzt tiefer in diese Unterschiede eintauchen zu wollen: Für den Offenen Unterricht bedeutet das, dass jenseits aller therapeutischen Überlegungen, ein Kind Zeit und Entscheidungsfreiheit hat, das zu tun was es tun will und tun kann. Selbst wenn die äußeren Bedingungen wie bei Fedor schlecht sind, kann es einfach eben nur ein 'kleines bisschen' machen. Peschel weißt Fedor darauf hin: 'Du tust nicht das was Du tun könntest und deswegen lernst Du auch nix dazu, Weil Du nicht ließt, kannst Du nicht flüssig lesen!' Und das sieht Fedor selbst so. Er nimmt sich ja auch vor, mehr zu tun - aber unter der drohenden Rückführung nach Bosnien klappt das einfach nicht.

    Der Offene Unterricht vermittelt Fedor aber nicht nur keine schlechte Noten, sondern mehr: Seine Mitschüler finden seine Geschichten gut. Sie ermuntern ihn, doch weiter zu schreiben und zu forschen.

    Das ist eine ganz andere Qualität, wie das Zeugnis, das Peschel selbst als Lehrer ausstellt. Hier wächst Selbstvertrauen von innen.

    Fedor erfährt kein Ranking, keine Einstufung im Vergleich mit den anderen. Er findet sich nicht im letzten Drittel der Leistungsstufen wieder. Normierte Tests stellen nicht nur fest, wo ein Kind gerade steht, sondern auch, ob es individuelle Fortschritte gemacht hat. Individuelle Lernfortschritte bleiben persönliche Fortschritte und verschwinden nicht hinter dem, was andere machen und können. Und das in einer regulären Klasse - nicht in einer Auslese (= Förderklasse) gleich oder ähnlich (lern-)schwacher Kinder.

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