Offener Unterricht
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Geschichte des 'Offenen Unterrichts'

  • Reformpädagogische Wurzeln
  • Kunsterziehungsbewegung
  • Arbeitschulbewegung
  • Kritik
  • USA: open education 1931
  • UK: Hadow- und Plowdon-Report
  • Kommentar
  • Dimensionenkonzept
  • Dimensionenkonzept bei Hans Brügelmann
  • Dimensionenkonzept bei Falko Peschel
  • DE: offene Curricula
  • Forschungslage des OU


  • Begriffsentstehung

    Reformpädagogische Wurzeln
    Dagmar Tews untersucht in ihrer Dissertation: 'Der sogenannte Offene Unterricht vor dem Hintergrund schultheoretischer, curricularer und psychologischer Kriterien', (Universität Kiel, 2000) die reformpädagogischen Wurzeln des offenen Unterrichts.

    Kunsterziehungsbewegung

    Eine dieser Wurzeln ist die Kunsterziehungsbewegung. Sie beschreibt das so:
      "Aus der gleichen Grundhaltung wie der Künstler, aus einem inneren Drängen heraus verlange das Kind nämlich nach Ausdruck und Gestaltung, weshalb ihm ähnliche Bedingungen wie dem Künstler gegeben sein müssten. Das Kind sollte frei und unbeeinflusst ihm Bedeutsames schaffen können [...] das Kind sollte nun die Möglichkeit haben, aus dem eigenen erleben und dem eigenen Antrieb heraus frei schaffen zu können - Originalität war jetzt gefragt.

      Eine ähnliche Phase vollzog sich auch im muttersprachlichen Unterricht. [...] An die Stelle des alten, an vorgegebenen Mustern angelehnten Aufsatzes trat nun der 'freie' Aufsatz, und zwar frei sowohl in der Themenwahl als auch in der Aufsatzgestaltung. " (Ebenda, S. 104)

    Gemeint ist damit z.B. Freie Ausdruck, der in der Freinet-Pädagogik zentral zu finden ist.

    Arbeitschulbewegung

    Einen anderen Wurzelstrang sieht sie in der Arbeitschulbewegung. Sie untersucht die verschiedenen Ansätze von Kerschensteiner, Gaudig, und Seiniger von der Leipziger Lehrerschaft, den der sozialistischen Pädagogik vernachlässigt sie absichtlich ohne Begründung. (Vgl. ebenda, S. 105)

    In der Arbeitsschulbewegung finde sich - wie in der Kunsterziehungsbewegung die 'produktive Selbsttätigkeit verbunden mit einem ästhetischen Anspruch'. Gemeinsam seien den Ansätzen die Grundsätze der Selbsttätigkeit die Verbindung von Tun und Denken sowie das Verständnis der Lehrerrolle.

    Seiniger und die Leipziger Lehrerschaft hätten direkten Einfluss auf den Grundschulunterricht mit dem Konzept der 'schultümlichen Werktätigkeit' gehabt. Damit sollten die Kinder z.B. 'landschaftliche Gebilde nachformen', die im Heimatkundeunterricht besprochen wurden. (Vgl. 107f)

    Kritik

    Damit trifft Tews allerdings weder reformpädagogisches Denken noch offenen Unterricht. Denn weder in der Reformpädagogik noch im Offenen Unterricht sollten die Kinder etwas 'nach'formen, was schon besprochen wurde, sondern die Kinder sollten angeregt werden primär eigene Erfahrungen zu machen, die dann für sie Lerngegenstand werden können - also genau andersherum. Und auch Peschel spricht sich strikt dagegen aus, dass Schüler 'nach'machen - aus dem gleichen Grunde.

    Tews äußert in diesem Zusammenhang auch, dass sich der offene Unterricht aus dem Grundschulunterricht entwickelt habe - obwohl, wie sie selbst feststellt, sowohl Kerschensteiner als auch Gaudig 'mehr die höheren Klassen' beeinflusst haben. Sie berücksichtigt hier offensichtlich nicht, dass der Grundschulunterricht, der ja noch nicht in Fächer zersplittert war und ist für den offenen Unterricht günstigere Bedingungen bot und bietet. Die entscheidenden Merkmale des Offenen Unterrichts, der Verzicht darauf die inhaltlichen Vorgaben eines Lehrplans als Arbeitsanweisung umzusetzen, die die Fragen der Kinder (fast) vollkommen verdrängt, der Verzicht auf Vorgaben für methodische Wege, die befolgt werden müssen war in der Reformpädagogik nicht auf die Grundschule beschränkt. Die 'Selbsttätigkeit', die 'freie geistige Arbeit' war übergreifendes Merkmal der Reformpädagogik.

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