Offener Unterricht und Demokratie
Der eigentliche Kern der Demokratie ist:
Ich habe die Freiheit das zu tun, was ich für wichtig und richtig halte.
Erst dann kommt die Frage danach, ob ich denn damit die Freiheit anderer einschränke und die Konsequenz, ich muss mich mit ihnen abstimmen.
Diese Freiheit gewährt Regelschule nicht. Jede Unterrichtsstunde, jeder Schultag, jede Schulwoche und jedes Schuljahr belegen: Schüler haben genau diese Freiheit nicht. Was im Unterricht geschieht liegt fest, bevor der Lehrer die Klasse betritt - auch wenn er die Schüler mitbestimmen lässt, denn er legt ja auch fest, was mitbestimmt werden darf.
Offener Unterricht realisiert diese Freiheit täglich. Grundschüler sind nicht Objekte von Unterricht, sondern sie können wirklich selbst bestimmen, was sie machen möchten. Demokratie ist kein Papiertiger, sondern ereignet sich tagtäglich in der Schule, im Unterricht.
Besser noch: Gerade weil die Kinder selbst entscheiden, geschieht auch sofort, was sie sich vornehmen: 'Man kann z.B. sagen: Ich mach jetzt eine Seite Mathe und man kann auch mittendrin die Arbeit wechseln - ohne jemand etwas zu sagen!' (Aussage einer Schülerin der Grundschule Harmonie in der Nachrichtensendung Logo). Sie müssen nicht um Erlaubnis bitten, keiner kann verbieten, es müssen keine Gremien eingeschaltet werden. Ihr Wille kann sofort in die Tat umgesetzt werden.
Weil es keinen Lehrplan mehr gibt, gibt es auch keine Vorentscheidungen über die Inhalte. Kinder können jederzeit
- selbst auswählen, an welchen Themen sie arbeiten wollen
- selbst entscheiden, ob sie in der Klasse arbeiten wollen oder lieber woanders im Schulgebäude
- selbst bestimmen, ob sie lieber alleine oder in einer Gruppe arbeiten wollen
- selbst die Regeln des gemeinsamen Lebens und Arbeitens in der Klasse festlegen und verändern.
Der entscheidende Punkt sind nicht die demokratischen Strukturen einer Schule, sondern der demokratisierte Unterricht. Kinder entscheiden selbst was sie lernen.