Offener Unterricht | ||||
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Deutschland - offene CurriculaIn Deutschland wurde von H. Kasper (1967) und von Jung (1968) auf die Entwicklung in England aufmerksam gemacht - jedoch ohne große Resonanz. Die Diskussion über Offenheit begann erst mit einem Bericht über 'Offene Curricula' von Hans Brügelmann (1972). Er plädiert für Curricula, die unter Beteiligung von Schulen (Lehrer, Eltern, Schüler) entwickelt werden. (Brügelmann, Hans: Offene Curricula. Der experimentellpragmatische Ansatz in englischen Entwicklungsprojekten. In: Zeitschrift für Pädagogik Heft 1972, 95-118.) Auch von dem Bericht Brügelmanns interessierte mehr der Begriff (offene Curricula) als der Inhalt (Vgl. Göhlich, S. 30) Forschungslage des Offenen Unterrichts vor 2003In der Folge einer Renaissance reformpädagogischer Ideen wurde die Forderung nach offenen Curricula mit reformpädagogischen Konzepten vermischt. Da weder reformpädagogische Konzepte einheitlich sind (Vgl. Oelkers, Jürgen: Reformpädagogik, 1986, S. 10f), noch der Begriff Offener Unterricht mit einer konkreten Form verbunden werden konnte, war das Chaos perfekt.
Dieter Lenzen (Offene Curricula - Leidensweg einer Fiktion, in: Haller, H.-D./Lenzen, D.: Lehrjahre in der Bildungsreform. Resignation oder Rekonstruktion, Stuttgart, Klett 1976, S. 138-162, hier: vgl. S. 144) kritisiert offene Curricula "als nichtssagenden 'Slogan', dessen konstitutive Merkmale 'Vagheit' und 'Unbestimmtheit' sind, sodass keine Intersubjektive Interpretation möglich ist und damit die einzelnen inhaltlichen Entscheidungen weitgehend indiskutabel und unsinnig werden." (Peschel, Bd. I, 2006, S. 46) Peschel nennt alleine 11 unterschiedliche Merkmale, ohne die Liste abgeschlossen zu haben (Peschel, Bd. I, 2006, S. 47), wie Offenheit definiert werden konnte. Hildegard Kasper (Offener Unterricht. Modewort oder Besinnung auf schulische Lernkultur, in: Kasper, H. (Hrsg.): Laßt die Kinder lernen. Offene Lernsituationen, Braunschweig, 1989, S. 5) formuliert: "Offenen Unterricht definieren zu wollen ist ein Widerspruch in sich selbst." Oder Dieter Haarmann (Resumé), in: Kasper, H. (Hrsg.): Laßt die Kinder lernen. Offene Lernsituationen, Braunschweig, 1989, S. 118): "Für die Öffnung des Unterrichts haben wir kein Rezept, kein Modell, keine Gebrauchsanweisung, keine Parameter." Und Wulf Wallrabenstein (Offene Schule - Offener Unterricht. Ratgeber für Eltern und Lehrer, Reinbeck bei Hamburg, 1991): "Offener Unterricht ist Sammelbegriff für verschiedene Reformansätze in vielfältigen Formen inhaltlicher, methodischer und organisatorischer Öffnung...". Oder Gerhard Sennlaub (Auf die Reform sind wir stolz, in: Sennlaub, G. (Hrsg): Mit Feuereifer dabei. Praxisberichte über freie Arbeit und Wochenplan, Heinsberg, 1990, S. 9 - 18): "Ich werde mich an der Diskussion, was denn rechte Freiarbeit sei, nicht beteiligen. Und welche Wochenplanarbeit wem warum genehm ist, halte ich für ganz und gar uninteressant." Oder Rainer Winkel (Offener oder beweglicher Unterricht? in: Grundschule, Heft 2/93, S. 14 - 16): "In diese Müllschlucker-Definition ist mittlerweile so alles hineingeworfen worden, was reformpädagogisch Rang und Namen hat." Und Hans Brügelmann (Öffnung des Unterrichts. Befunde und Probleme der empirischen Forschung, OASE-Bericht 10a, Universität Siegen, 1997): "Je nach Härte des Kriteriums sind es allenfalls 1 - 25 % der LehrerInnen bzw. der Unterrichtsanteile, die sich an offenen Unterrichtskonzeptionen orientieren." Es ist auch Brügelmann der feststellt (Ebenda): "Zwischen der theoretischen Diskussion und der pädagogischen Praxis klafft eine große Lücke." Wulf Wallrabenstein gibt z.B. als Arbeitsformen Freiarbeit, Wochenplan und Projektunterricht an ohne Rücksicht darauf, dass diese Arbeitsformen in der Schule praktisch ganz anders umgesetzt werden, nämlich nicht offen. Oder Jörg Ramseger (Offener Unterricht in der Erprobung, Weinheim, 1977): "Sind alle anderen Bedingungen gleich, so ist ein Unterricht offener als ein anderer, wenn...". Joachim Brenner kann zusammenfassend nur feststellen, "dass der Offene Unterricht (2002) überwiegend als "DAS" pädagogisch-didaktische Konzept dasteht und somit gerade den Fortschritt und das Erforschen alternativer Unterrichtskonzepte verhindert."(J. Brenner, S. 73, Hervorhebung JB) weiter |